Badezimmer gemütlich gestalten
Ein (Mietwohnungs)Badezimmer wird kuschelig. Und wie!
Der Klassiker. Endlich ist die neue Wohnung gefunden, Vieles passt schon so, Vieles bedarf aber auch einer grundlegenden Änderung. In diesem Fall war es ganz klar das Bad. Es war kalt, es war nüchtern und damit auch: höchst ungemütlich. Das sollte natürlich so nicht bleiben, meine Kundin wünschte sich das komplette Gegenteil und bat mich um Unterstützung. Gemeinsam mit mir wollte sie dieses Badezimmer gemütlich gestalten.
Was aber tun, wenn man zur Miete wohnt und einem bei baulichen Maßnahmen in vielen Dingen die Hände gebunden sind?
Nun, tricksen wir einfach.
(Ich greife vor):
Inhaltsverzeichnis
- Badezimmer gemütlich gestalten:
- Wie war die Ausgangssituation?
- Was sollte verändert werden?
- Das Konzept
- Die Umsetzung (im Schnelldurchlauf)
- Besondere Highlights, einzelne Schritte oder auch… Problemlösungen (in ausführlicher!):
- Die Lichtsituation
- Aufarbeitung Wäschehocker
- Ein Spiegel aus vergangenen Zeiten
- Eine Betonplatte als Abdeckung für die Waschmaschine
- Ordnung in Körbchen und Kästchen
- Abracadabra
- Die Lichtsituation
- Aufarbeitung Wäschehocker
- Ein Spiegel aus vergangenen Zeiten
- Beton als Waschmaschinenabdeckung
- Ordnung in Körbchen und Kästchen
- Abracadabra
Voila –
Badezimmer gemütlich gestalten!
Der Hauptfaktor zur fehlenden Gemütlichkeit war neben der Beleuchtung eindeutig die Wand- und Bodengestaltung. Da nun allerdings das Badezimmer Teil einer Mietwohnung war, konnten wir nicht einfach munter drauflosklopfen und neue Fliesen legen. Ein wenig schade zwar, ein wenig aber auch von Vorteil, denn damit hielt sich auch der Baustaub in Grenzen. Nun galt es also zu überlegen, wie man ein Badezimmer auch ohne bauliche Veränderungen gemütlich gestalten kann.
Im ersten Schritt haben wir definiert, was genau eigentlich für meine Kundin Gemütlichkeit bedeutet und im nächsten dann, was man an Gemütlichkeit bringen kann, ohne Sanitärgegenstände zu versetzen, Deckenspots auszuhebeln oder eben Fliesen abzuschlagen. (Wobei ich das an anderer Stelle durchaus schon eingesetzt habe, räusper…)
Wie war die Ausgangssituation? ||| Was war das Problem?
Ein klassisches Mietwohnungs-Badezimmer mit dem in den 00er-Jahren typischen Sanierungshang zur Sparsamkeit. Immerhin waren die Armaturen schön.
Ein Grundriss (hier schlauchig) ist in einer Mietwohnung leider nur bedingt änderbar, aber zusätzlich war ein Sichtschutz vorm Fenster ebenso wenig vorhanden wie eine Duschwand, es gab Deckenspots statt einer Deckenleuchte; das größte Problem aber stellten tatsächlich die Fliesen dar. Sie wirkten nicht nur klinisch, sondern auch höchst inhomogen. Die Wände waren hochglanz gefliest, der Boden matt; die Wände trugen ein unentschlossenes Muster 1, der Boden ein unentschlossenes Muster 2. Sowohl weiß ist toll, als auch ist Mustermix eine Klasse für sich, aber nicht so! Schnell kamen wir also überein, dass hier neben der Einrichtungsfrage auch ansonsten Hand angelegt werden musste. Kompromisslos. Denn wenn nur der Boden anders gestaltet werden würde, würden die Fliesen an der Wand dennoch blenden. Und umgedreht.
Was sollte verändert werden? ||| Welche Kriterien sollte der Raum erfüllen?
Alles.
Schließlich hat jeder Raum das Recht auf schön! Vielleicht hält man sich nicht ganz so häufig in einem Badezimmer auf, dennoch möchte man sich auch dort wohl und behaglich fühlen. Wir wollten also eine gemütliche Atmosphäre schaffen, Praktikabilität mit Stil vereinbaren, kostengünstig bleiben.
(Kostengünstig bleiben ist übrigens ein Faktor, den ich bei Bedarf sehr gerne berücksichtige…)
Das Konzept:
Möchte man ein Badezimmer gemütlich gestalten, stellt sich zunächst die Frage, was man persönlich eigentlich mit diesem Gemütlich verbindet. Für manche Menschen reichen vielleicht schon drei Kerzen und eine Badematte. Hier aber sollte es zur Sache gehen! Das Bad sollte mehr sein als nur ein Badezimmer. Es sollte ein eigener Raum sein, ein richtiger Raum, in dem man, wäre Platz für einen Sessel, gerne auch mal den Abend mit einem Buch verbringt.
Die wichtigsten vier Dinge, die einen Raum gemütlich machen, sind Licht, Farben, Textilien und natürliche Materialien. An all diesen Stellschrauben haben wir ordentlich herumgedreht und so war also das Konzept:
- Aufbrechen des schlauchförmigen Grundrisses (z.B. durch Verzicht auf Schränke)
- (Was man noch gegen lange schmale Räume tun kann, lesen Sie hier: Schlauchzimmer einrichten)
- Fliesen kleben statt Fliesen neu verlegen (und vorher rausreißen :-O)
- Eine Duschfaltwand als (diffuse) Raumtrennung zur Toilette,
- Und natürlich für das entspannende Duscherlebnis
- Dafür auch: Installation einer Überkopfbrause
- Milderung des grellen Lichts der Deckenspots
- Die Farben: anthrazit, dunkel, schwarz-weiß in Mustern; reines weiß sollte nur die Decke haben
- (Gegen feste Vorgaben wie Badewanne und Co war nichts zu machen aber auch nichts zu sagen)
- Weiteres Konzept: Mustermix, Materialmix
- Die Raufasertapete oberhalb des Fliesenspiegels weicht einer tollen Tapete
- Sonstige Einrichtung aus Holz und Korb und Filz als zusätzliche Farb- und Wärmetupfer
- Rettung liebgewonnener Einzeilstücke aus dem alten Bad und Aufarbeitung im Look des neuen Stils
Die Umsetzung:
- Tapete ab, Tapete dran
- Fliesen geschrubbt, Fliesen geklebt
- Duschfaltwand-, Überkopfbrause-, Jalousie montiert
- Dimmer eingebaut, Linienlampe angebracht, Stehlampe geholt
- Waschmaschine platziert, Betonplatte beauftragt, Betonplatte abgeholt
- Regale angebohrt, große Kosmetikartikel-Aussortieraktion, alles eingeräumt, fertig
- Alles eingeräumt, fertig? Mitnichten – besondere Highlights werden natürlich separat aufgeführt!
Besondere Highlights, einzelne Schritte oder auch… Problemlösungen!
Die Lichtsituation
Die Lichtsituation war auch nach Einbau eines Dimmers nicht zufriedenstellend – die Spots waren einfach zu hoch angebracht, um den Raum optimal und auch angenehm zu beleuchten. Deckenleuchen indes hätten ebenfalls nicht gewirkt, da dafür das Bad zu schmal war. Wunderschönes Licht verbreitete die Linienlampe, die wir für oberhalb des Waschbeckens ausgesucht hatten, allerdings war diese auch nur von dort aus bedienbar und weitere Leitungen sollten nicht gelegt werden, Die Lösung sollte eine Stehlampe sein, die – mit einem Bewegungsmelder versehen – gleich beim Betreten des Raumes genau die richtige Lichtszenerie schafften würde.
Den Lampenschirm gab es bereits, seit einigen Jahren sogar, und aufgehoben mit dem Plan, daraus eine Stehlampe zu bauen. Jetzt passte er in seiner Milchglasigkeit perfekt zu der Linienlampe und dem Weißanteil in Tapete und Bodenfliesen. Als ich allerdings nach dem passenden Unterbau stöberte, stolperte ich über eine noch viel viel perfektere Leuchte. Extravagant in Bestückung und Gestalt und – aus Korb. Vermutlich würde sie jedes Wohnzimmer mit der Art herkömmlicher Möblierung a la „Wohnwand modern“ sofort in die Hölle des Gelsenkirchener Barock schicken, hier allerdings passte sie hervorragend.
Aufarbeitung Wäschehocker
Eines der Möbelstücke, die sich in dem alten Bad als sehr praktisch erwiesen haben, war ein runder Hocker mit Deckel, Stauraum also. Da wir hier bewusst auf Schränke verzichtet haben, sollte dieser natürlich unbedingt mit umziehen.
Der Hocker war grün, das neue Bad nicht. Und es brauchte auch kein grün. Was wir aber ja wollten, war, liebgewonnene Gegenstände mit „herüber“ zu retten und so wurde dieser Hocker kurzerhand mit derselben Folie verkleidet, mit der die Wände gefliest waren. Wobei es so kurzerhand gar nicht war, sondern eher ein wenig knifflig, aber der Aufwand hat sich gelohnt.
Ein Spiegel aus vergangenen Zeiten
Dasselbe Schicksal wie der für die Stehleuchte angedachte Lampenschirm fristete dieser Spiegel. In einer dunklen Ecke an der Wand lehnend, an einigen Stellen war das Spiegelglas abgeplatzt, an anderen Stellen war es blind. Und doch war der Spiegel so elegant mit seiner Aufhängung aus breiter goldener Kordel und seiner ovalen Form!
Zumal diese ovale Form ganz wunderbar als anmutiger Bruch zwischen all der Geometrie funktioniert. Und so, wie wir ihn angebracht haben, auch als Bruch zwischen Fliesen und Tapeten. So hat also auch dieses wunderschöne Stück seinen Platz gefunden.
Anfertigung einer Betonplatte als Abdeckung für die Waschmaschine
Technik in einem Raum, der Sinnlichkeit ausstrahlen soll, ist immer so eine Sache. Und Waschmaschinen im Bad sind noch eine ganz andere. Als ich Kind war, lag bei uns zuhause immer ein zusammengefaltetes Frotteehandtuch auf der Abdeckung. Geringfügig besser als der eigentliche Plastekram, aber da ging noch was.
Fliesen und Holz schieden aus, der Vorschlag der Wahl war eine Platte aus Beton, den ich umgehend als Skizze zu einem Betonbauer gebracht habe. Und damit ziert den Abschluss nun diese vier Zentimeter dicke Betonplatte, hellgrau geädert, mit abgerundeten Kanten. Sehr edel.
Ordnung in Körbchen und Kästchen
Das war lustig.
Für alle Beteiligten, sei sicherheitshalber dazugesagt.
Da es noch etwas zuviele Dinge für den neuen Platz gab, haben wir aussortiert. Via Smartphone, und die Bilder dazu hätten direkt einen eigenen Blogbeitrag verdient, denn es ist schon kurios, wieso sich im Badezimmer einer Frau, die kein Make-Up benutzt, über die Jahre sechs Dosen Puder fanden; konsequenterweise sogar alle von der gleichen Kosmetikmarke. Oder die immer gleichen Dinge zur Gestaltung verschiedenartigster Frisuren. Oder Sonnencreme. Und: Cremes gegen Sonnenbrand!
Abracadabra
Abracadabra, eine Postkarte.
Schwarz mit weißen Buchstaben.
Die lehnte bei unserem Vorgespräch im Bücherregal und die: musste natürlich in dieses Badezimmer.
Ich habe sie mir also ausgeliehen und auf einem Grund aus Resten der Tapete gerahmt. In diesem Fall bewusst in helles Birkenholz, um die Farbigkeit bei unserem schwarz-weiß zu lassen. Mein Geschenk zum Projektabschluss und damit hat neben der Fliesenfolie (um den Wäschehocker) gleich noch eine zweite Wandverkleidung den Weg zum wiederholenden Element absolviert.