Material als ein verbindendes Element
Wie man mit Materialien zusammenbringen kann, was eigentlich nicht zueinander passt!
Die Liebesgeschichte eines Sofas. Zunächst allein und dann mit Sessel.

Materialien können vieles.
Sich kuschelig anfühlen oder hart, abweisend wirken oder einladend, natürlich sein oder künstlich. Sie können Wäme vermitteln oder uns frösteln lassen. Sie können Bereiche optisch trennen oder sie optisch vereinen. Genauso wie Möbel. Um letzteres, um die Vereinigung einer Sitzgruppe, um Material als ein verbindendes Element geht es in dieser Geschichte.

Es war einmal ein Sofa. Ein durchgesessenes, fleckiges und scheckiges, ein turbulente Zeiten durchlebt habendes, kurz – ein altes Sofa. Zu alt, um weiterhin in Benutzung zu bleiben, es musste also ein neues Sofa her. Beschriebenes Sofa gab es in neu nicht mehr, aber neue Sofas gab es ja dennoch sehr viele, es war also nicht schwer, eines zu finden. Gesagt, gekauft. Und aufgestellt. Doch bereits nach kurzer Zeit zeigte sich – das neue Sofa kam gegen das alte nicht an. Nicht in seiner Form, nicht in seiner Bequemheit und auch nicht in seiner Haptik. Weitere Sofa-Erkundungen folgten, doch es war zu spät: das alte Sofa hatte sich unauslöschlich als das Sofa festgebrannt.

Perfekterweise stand das alte Sofa noch im Keller. Hochkant, traurig und nach ein paar Wochen Kellerdasein zusätzlich zerrupft, jedoch – ich war glücklich! Ich brachte das Sofa zum Polsterer. Es bekam einen Bezug, der seinem nubuk-ledrigen täuschend ähnlich war, das gleiche satte Zigarrenbraun hatte wie vorher und eine Aufpolsterung. Jetzt war das Sofa auch glücklich. Es fühlte sich wie früher. Es fand sich so richtig schön und die neuen Gegebenheiten erst recht!

Einige Jahre stand es also so zufrieden (und ein wenig eitel) vor sich hin und freute sich an unserem Wiederfinden. Dann musste, aus Gründen, die Gästematratze weg. Es wollten ja aber auch weiterhin Gäste kommen und so begann erneut eine Zeit der Fragezeichen. Die Gäste sollten keinesfalls auf Luftmatratzen schlafen, aber… wo sonst? Die einzig gute Möglichkeit schien ein Schlafsofa, es gab auch ganz wunderbare Modelle, aber ein Schlafsofa kam natürlich nur in Frage, wenn man es zusätzlich aufstellte. Dafür war allerdings kein Platz und so stand das alte bzw nun ja wieder neue Sofa zunehmend ängstlich an seiner Sofastelle bis es erleichtert aufatmen konnte:

Ein Schlafsessel war die Antwort! Allein – weder gab es viel Auswahl, noch gab es viel Schönes, aber: Phantasie ist die Mutter der Inneneinrichtung! Und so ließ ich mich nicht abschrecken, als ich das zukünftige Exemplar entdeckte. Waren die Lehnen nicht genauso geschwungen wie bei Sofa? Und war nicht die Höhe die gleiche wie die Höhe Sofas? Ja! Und dennoch waren genügend Unterschiede auszumachen, um nicht Gefahr zu laufen, da hätte man sich ja auch gleich eine Sitzgarnitur! Es war ein Rohdiamant! Ich fuhr also mit einem großen Auto nach x-Stadt, holte das Trumm ab und – brachte es zum Polsterer. Und damit geht sowohl die Liebesgeschichte erst so richtig los als kommt auch die Auflösung zur Überschrift: Material als ein verbindendes Element!

Der gleiche sofaledrige Stoff, die gleiche sofazigarrige Farbe und dennoch ein anderes Möbel. So kokettieren also nun mit- und umeinander herum in meinem Wohnzimmer ein Sofa und ein Sessel; in vielerlei Hinsicht gleich, in genau der richtigen Dosierung verschieden, geeint durch dasselbe Material. Herz, Ende.

Ein Sofa und ein Sessel, bezogen mit dem gleichen Stoff.

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